Intensives mathematisches SchülerCoaching
Mein Weg von der Schule zum SchülerCoaching
Ich bin Lehrer für Mathematik und Religion. Seit 11 Jahren leite ich das Lerninstituts SMS. Dort arbeite ich als Mathelehrer und Lerntherapeut. Ich bin Vater von zwei Kindern.
Ich war Lehrer an einem Gymnasium mit gutem Ruf. Dann wollte ich nicht mehr an einer Schule arbeiten. Ich hatte mehr und mehr den Eindruck, Kindern zum Lernen zu drängen, zu dem sie nicht wirklich Ja oder Nein sagen können.
Ich bin nämlich überzeugt: Ohne dass Schüler den Raum haben, sich zu entscheiden und zu lernen mit den Konsequenzen ihres Handelns in Freiheit umzugehen, kann nachhaltiges angstfreies Lernen nicht funktionieren. Das wissen wir heute aus vielen verschiedenen Wissenschaften über Mensch und Lernen.
Ich bin radikal. Ich frage bis an die Wurzel nach. Ich suche. Ich wollte Lehrer bleiben.
Ich habe ein Lerninstitut gegründet. Ich habe Mathe-Nachhilfe gegeben. Und gemerkt, welche Berge an Fragen, Bedürfnissen, Wünschen, Verunsicherungen und Irrtümer sich hinter der Aussage „Ich kann kein Mathe!“ verstecken! Bei Schülern und erst Recht bei Eltern. Ich habe Mathe erklärt und mehr und mehr mit Schülern über das geredet, was sie bewegt. Was denkst du über dich? Was denkst du über Schule und Mathe? Kannst du lachen, auch wenn du rechnest?
Ich habe gemerkt, dass ich oftmals sehen kann, was in Schülern vorgeht. Ich kann oft ihre Sprache lesen, ihre Gesichtszüge, ihre Körperhaltungen. Ich habe angefangen zu sagen, was ich sehe, wie ich sie sehe.
Ich habe angefangen zu erklären, was ich vom System Schule verstehe: Es ist nicht vorgesehen, dass du wirklich selbstverantwortlich handelst. Du sollst lehrplannormiert handeln.
Egal wie pädagogisch-wertvoll es ist. Im Grunde geht es immer darum, dass du in von Erwachsenen ersonnen Normen funktionierst. Schulmathe ist dann oftmals eine Dressurübung.
Sag besser niemals NEIN, auch wenn es ein Menschenrecht auf Nein-Sagen gibt und erst ein lautes NEIN jedes Ja in deinem Leben ermöglicht! Schule sieht nicht vor, dass Schüler wirklich NEIN sagen dürfen. Dafür sagt die Schule selber laufend NEIN: Sei nicht, wie du bist. Sei nicht laut. Sei nicht uninteressiert. Habe keine Meinung, die uns nicht passt! Fühle nicht! Sei Schüler!
Ich habe mich auf den Weg gemacht, anzubieten, was ich denke und glaube und fühle: Lernen braucht Freiheit, Lernen braucht Raum. Lernen braucht die Zuversicht, dass jeder Mensch lernen will. Nur nicht unbedingt das, was andere sich für ihn ersonnen haben!
Ich habe mich gefragt: Kann ich etwas anbieten, dass sich meiner Überzeugung verpflichtet weiß und zugleich die Realität Schule annimmt und mit ihr umgeht?
Ich habe tastende Versuche unternommen. Ich habe gemerkt: Je klarer ich bin, je unmittelbarer, je hörenden, umso mehr kann ich die Schüler erreichen. Sagen wie es ist, ist oft eine Tür, öffnet Menschen dafür, wieder in ihrer Wirklichkeit Handelnde zu werden.
Meine eigenen Fragen laufen mit: Was kann ich? Was ist das, was ich anbiete? Für wen ist es wertvoll?
Erfahrungen mit Jugendliche, die mir weitergeholfen haben
Ich durfte Erfahrungen mit Schülern machen, die mich zuversichtlich gemacht haben:
Die Jugendliche, die pausenlos explodiert, ihre Schule laut anfeindet und im Perfektionismuswahn in Prüfungen lieber nichts notiert als etwas falsches, um ihre Schmerzen nicht spüren zu müssen und dabei nicht merkt, wie sie sich vor allem selber verletzt.
Sie schrieb mir nach wenigen Stunden eine SMS zu ihrer Mathearbeit „3+! Ich habe 9 Punkte!“
Der Junge, der bizarre Gewaltcomics malt, weil seine Lehrerin ihn verhöhnt und verachtet.
Er begann seinen eigenen mathematischen Ideen zu entwickeln, die überraschend waren und zeigten, dass er extrem begabt war und keinesfalls unfähig.
Die Jugendliche, die Schulen wechselt, sich als Mobbing-Opfer wahrnimmt und monatelang nicht mehr auf eine Schule geht, weil man ihr glauben gemacht hat, dass sie depressiv sei und ein hoffnungsloser mathematischer Fall.
Sie schaute mich mit großen Augen an und sagte auf meine Erklärungen zum System Schule und zur Gewissheit, dass sie nicht zu dumm sein könne: „Das habe ich noch nie gehört!“
Das Mädchen, mit der ich kaum Mathe machen konnte, weil sie Zuhause unter dauernden Druck gesetzt wird und jedes mathematisches Lernen zum Stillstand brachte – schwankend zwischen angepasster Bravheit und Totalopposition.
Sie fand ein Ventil, in dem ich ihr vorschlug nicht zu rechnen Sie begann zu reden und bat mich inständig das alles nicht ihrem Vater zu sagen.
Die junge Frau, die aufbricht, selbständig über ihr Lernen zu entscheiden. Die aber in einer Atmosphäre der Verachtung ihres eigenen Wegs ihre Lebensenergie kaum entfalten kann, weil sie Zuhause immer zu hören bekam: „Du tust ja nie was; so wird das nichts, du musstmusstmusst MEHR arbeiten“.
Sie schaffte es innerhalb weniger Wochen für ein Prüfung so zu lernen, dass sie anstatt der üblichen 5en eine 2+ erreichte.
Die Abiturientin, die eines Freitagsabends weinend vor meiner Tür stand und stammelte, sie müsse bis Montag für eine Nachprüfung „alles“ wiederholen, sonst falle sie durchs Abi.
Ich habe vielleicht niemals jemanden erlebt, der dermaßen verängstigt vor einer Prüfung in wenigen Stunden an einem Wochenende solche Massen an Stoff verstehen konnte und dann eine 3 geschafft hat. Ich war mir sicher: „Egal, wie verschlungen dein Schulweg war und egal , wie wenig du jemals vorher für die Schule gelernt hast. Es gibt keinen Zweifel daran, dass du hochbegabt bist!
Das alles hat mich zuversichtlich gemacht, dass ich etwas anbiete, was anderen Menschen dienlich ist.
Momente und Leitideen zum SchülerCoaching
Die Grundannahme meiner Arbeit ist, dass jeder Mensch lernen will. Das ist ziemlich leicht nachweisbar, wenn man Kleinkindern zuschaut, wie sie lernen, die Welt zu begreifen. Niemand käme z.B. auf die Idee das Laufen oder Sprechen lernen mit Schulnoten zu begleiten. Gerade deshalb funktioniert es.
Schule schränkt den Entfaltungsraum des menschlichen Lerninteresses oft ein, weil sie vorgibt, wie, was und wann etwas zu lernen ist. Lernen wird in Lernstoff, Lerngruppe, Lernzeiten, Lernmethodik, Lerner und Lehrer unterteilt und deformiert. Da bleibt bei vielen Menschen kaum etwas übrig von der Begierde auf Neues, die ursprünglich jeder mit sich bringen!
Und trotzdem geht es darum, sich in der vorgegebenen Gesellschaft und Umwelt zurechtzufinden und mit ihren Vorgaben umzugehen. Und diese Welt besteht nun mal – zumindest auf absehbare Zeit – auch aus der schulischen Realität, wie wir sie alltäglich kennen. Sie hat sich die letzten Jahrzehnte strukturell und systemisch in Ihren Grundpfeilern kaum bewegt. Also wird man davon ausgehen müssen, dass sie zumindest morgen noch so funktioniert wie heute und gestern, wie die letzten Jahrzehnte.
Wäre mir das nicht bewusst, so wäre der häufig gehörte Vorwurf realitätsferne Utopien zu verbreiten, durchaus angemessen!
Es geht also darum, zwischen der häufig menschen-, also wirklichkeitsfernen Grundidee der alltäglichen Schule und einer realitätsfernen Utopie eines sofort ausbrechenden schulischen Paradigmenwechsels mit den Jugendlichen gemeinsam einen Lern-Weg zu entdecken. Auf den Schüleralltag hinunter gebrochen bedeutet das: Es geht zunächst darum, sowohl ihrem Ruf nach „Doofe Schule!“ als auch ihrem Wunsch „Keine 5 mehr!“ einen Raum zu geben und damit vor allem für sich selbst hörbar zu machen und als erwachsener Begleiter nicht, wie häufig üblich, sofort einer der beiden Rufe eine wertende Kontraposition entgegenzusetzen („Ist doch gar nicht so schlimm“ oder „Wird schon beim nächsten Mal besser!“)! Gemeinsam wird der Prozess gewagt, einen Weg zu mehr Zufriedenheit, mehr Authentizität, mehr schulisch-mathematischem Erfolg zu beschreiten.
Das SchülerCoaching ist also schülerorientiert und damit sowohl ein Angebot zum Gespräch als auch zur mathematischen Arbeit. Es geht um empathisches Hinhören und Spiegeln seiner Wahrnehmung, wenn der Jugendliche fragend, suchend, blockiert, verwirrt über seine Bedürfnisse und Anforderungen von Schule und Eltern ist. Es geht um eine mathematisch-fachliche Zusammenarbeit und die Behandlung mathematisches Probleme und Aufgaben. Die Balance zwischen Beratungs-/Gesprächsangebot und Mathenachhilfe ist dabei individuell verschieden und abhängig von den Anliegen der Schüler und den momentanen Anforderungen der Schule!
Das SchülerCoaching ist systemisch, weil einer seiner Grundpfeiler die Aufklärung über Systeme ist, die im Fall von schulischen Schwierigkeiten relevant sind:
– Da ist das bereits oben erwähnte System Schule, mit seinen transportierten Menschenbildern und Anforderungen.
– Da ist das Familiensystem, in dem der Schüler sich bewegt und das maßgeblich mit entscheidet, welche Gewichtung schulischer Erfolg hat und welchen schulischen Ansprüchen wie nachgekommen werden soll. Was z.B. eine „gute Note“ für einen Schüler ist, hängt u.a. mit elterlichen Schulerfahrungen zusammen. Hört die Tochter oft genug von ihrer Mutter „Ich war früher auch schlecht in Mathe!“ hat das erhebliche Einflüsse auf die Selbstwahrnehmung und Lernvoraussetzungen des Kindes und zwar vermutlich deutlich mehr als etwaige tatsächlich vorhandene genetische Bedingungen (wo genau soll eigentlich das oft beschworene „Mathe-Gen“ sitzen?)!
– Da ist das innere System des Jugendlichen selber, (bildlich gesprochen ist das das bekannte „Innere Team“ von F. Schulz von Thun), die Vielfältigkeit eigener Wünsche und Ziele. Zwischen all den äußeren Erwartungen, herrscht hier oftmals ein innerer Kampf zwischen den inneren Akteuren vor. Oder schlimmer noch: Sie sind dem Schüler erst gar nicht bewusst! Der häufige sich selber blockierende Kampf zwischen „Ich will in Mathe besser sein!“ aber „ich habe keinen Bock den Kram zu lernen!“ zeigt beispielhaft einen solchen Konflikt, den es zunächst wahrzunehmen gilt, um ihn danach ausbalancieren zu können.
Demgegenüber beschränken sich Ratschläge im Falle einer Abneigung gegen Mathe und folgenden schlechten Noten häufig auf ein „Mehr Lernen!“, was aber offensichtlich den inneren Kampf erst noch verstärkt statt ihn zu lösen!
– Und da ist noch die Gruppe der Gleichaltrigen, die Peergroup, die wesentlich mitbestimmend ist, wie man sich in Schule verhalten sollte, um dazuzugehören!
Insgesamt geht es in der Arbeit mit den Systemen um eine Wahrnehmung der Vielfalt an Einflüssen, in denen der Schüler steht und ein „Zur Sprache bringen“, was er alles will oder meint zu wollen. Damit geht es auch um einen deskriptiven Anteil, wie Schule funktioniert. Das genaue Verständnis der Situation, in der der Schüle sich befindet, ermöglicht erst eine klare Zielformulierung! Dies ist umso notwendiger, desto mehr dem Schüler in Schule und Elternhaus auf all seine Äußerungen unmittelbar Wertungen entgegenschlagen, die hinderlich sind für die eigene Entfaltung und Bewusstwerdung! Wie viele schulische Reaktionen u.a. von Lehrern auf Äußerungen, Taten und Leistungen der Schüler in Schule sind rein beschreibend oder aber deutlich als subjektive Reaktion eines Lehrers auf einen Schüler gekennzeichnet und nicht objektivistisch-wertend? Wie viele Reaktionen der Lehrer und Eltern öffnen also Räume der Selbstwahrnehmung für die Schüler und verschließen sie nicht durch vorschnelle Wertungen?
Das SchülerCoaching ist konfrontativ-empathisch. Es gelingt mir oftmals oftmals sowohl in den mathematischen Erläuterungen als auch im nichtmathematischen Gespräch die Sprache der Jugendlichen sprechen. Es geht darum die Mathematik anschaulich und schülersprachlich darzustellen und im Gespräch direkt und umgangssprachlich zu sein und Worte zu finden, die vom Schüler gehört, verstanden und in seine Erfahrungswelt einsortiert werden können. Im Sinne von F. Farellys Gedanken zur Gesprächsführung („Provokativem Stil und Therapie“) gehört dazu auch ein humorvoller Ansatz, bei dem es auch darum geht, mutig eigene Wahrnehmungen und Gedanken zur antizipierten Schülersituation und seinen Blockaden zu äußern. Das sog. „In den Busch schießen“, das hypothetische unmittelbare Benennen vermuteter Ansichten des Schüler durch sein Gegenüber, öffnet oftmals die Schülerwahrnehmung und befreit von einem überdimensionalen inneren Kritiker, der dem Schüler selber das verbietet zu äußern, was ich als Lerntherapeut einfach tue! Zugänge zur eigenen Lernkompetenz werden so wieder eröffnet.
Damit ist das SchülerCoaching auch immer hypothetisch und freiheitlich. Alle meine Äußerungen, Angebote, Mutmaßungen über Ursachen, Vorschläge basieren auf meiner letztlich subjektiven Erfahrung und Ausbildung. Ich bin in keiner Weise „besser“ als der mir gegenübersitzende Schüler, sondern höchstens erfahrener als er. Das bedeutet jedoch auch, dass ich nicht besser wissen kann als der Schüler, was der für ihn passender Lernweg ist. Ich teile meine Erfahrung, mache Vorschläge, rege an und informiere. Und kennzeichne alles (hoffentlich deutlich!), was ich sage auch als Vorschlag, Vermutung, Hypothese oder Annahme. Entscheidend ist dabei, dass die Freiheit der Entscheidung beim Schüler bleibt. Das ist keinesfalls eine Überforderung oder eine übertrieben libertäres Grundansinnen, sondern spiegelt nur wieder, was ohne Zweifel gilt, uns jedoch vor lauter Sorge häufig entgleitet:
Jeder Mensch ist frei und kann nicht gezwungen werden!
Meine Äußerungen beim SchülerCoaching sind also niemals im scheinobjektiven Sinne wahr, sondern Angebote, die der Schüler annehmen kann und als für sich passend erachten oder ablehnen kann, wenn sie nicht zutreffend für seine Lebenssituation sind!
Und dabei kann ich meine Erfahrung und Position durchaus auch mit großer Vehemenz vertreten, die Grundannahme, dass alle Äußerungen über andere Menschen immer hypothetisch sind, hat also nicht mit Beliebigkeit oder Laschheit zu tun!
Damit einhergehend ist ein Respekt vor dem NEIN des Schülers und die transparente Sinnklärung im SchülerCoaching wesentlich. Auf die beliebte Frage: „Was soll das denn alles? Wozu brauche ich das?, die ein NEIN zum präsentierten und zu lernenden Stoff in sich birgt, habe ich mir abgewöhnt, langatmig zu erklären, dass das im zukünftigen Leben des Schülers ja u.U. bedeutsam werden könnte. Vielmehr ist es mein Anliegen, dieses NEIN in den Fragen herauszustellen und zu klären, dass der Schüler in diesem Moment eine Sinnlosigkeit in seinem Tun erahnt und diese derart artikuliert. Es gilt diese Äußerung wahrzunehmen und zu respektieren und nicht mit Scheinargumenten zu übergehen. Überraschend wohltuend ist dabei eine zweifache Antwort:
Ich kann berichten, was ich selber an Mathematik faszinierend finde: Die Tatsache, dass ich ein anfangs scheinbar wirres Problem ausschließlich mit Hilfe meines Gehirns gelöst bekomme und damit in gewisser Weise forschend tätig bin: dies wiederum hat erhebliche positive Folgen auf mein Selbstbild. Ein „banaler“ Zahlenwert als Ergebnis eigener Überlegungen mag dann vordergründig lebenspraktisch bedeutungslos sein, aber die Tatsache, dass ich es selber finden konnte, liegt nahe an den bekannten Heureka-Erlebnissen. Dies ist allerdings ausschließlich ein subjektiver Bericht meiner mathematischen Lebenserfahrungen und will bewusst nicht für sich in Anspruch nehmen auf alle unmittelbar durch Erzählung übertragbar zu sein. Dass Mathematik in vielen Bereichen auch lebenshilfreich ist, ist für mich persönlich wahr, lässt sich aber kaum vermitteln, wenn Schüler nicht von sich aus Erfahrungen damit machen können.
Zum anderen ist die klare Betonung, dass mathematische Inhalt nun zunächst auch einfach deswegen gelernt werden müssen, weil die Schule und Ihre Lernpläne dies so vorschreibt zwar für Schüler oftmals berechtigterweise desillusionierend, aber doch näher an der Realität als viele andere Versuche. Durch diese klare Benennung, wie es ist, entsteht häufig bei Schülern auch eine innere Entlastung von der Sinnfrage und das Gefühl: Er sagt mir die Wahrheit und versucht mich nicht zu manipulieren! Dies eröffnet dann wiederum häufig einen neuen inneren Raums ich wieder dem Sachproblem zuzuwenden.
Die Anteile an „Gespräch“ bzw. „Mathematik“ sind flexibel je nach Schüler und aktueller Situation Insofern ist das Coaching situativ-flexibel und zugleich Denk-und Wahrnehmungsbarrieren durchbrechend: Es ist ungewöhnlich und öffnet Denkhorizonte bei Schülern, dass man über seine eigenen lebensnahen Wünsche, Hindernisse, Bedürfnisse, Denkblockaden und Ziele sprechen kann und dass dies in inhaltlichem und zeitlichem Zusammenhang und Nähe zur scheinbar so lebensfernen und unemotionalen Mathematik stehen kann. In Anlehnung an kommunikationstheoretische Grundeinsichten haben Konflikte Vorrang beim SchülerCoaching (vgl. z.B. die Grundgedanken der „Themenzentrierten Interaktion TZI“): Dies betrifft sowohl fachmathematische Konflikte und Herausforderungen als auch darüber hinausgehende, mit schulischem Lernen zusammenhängende Herausforderungen aus dem Lebensbereich des Schülers. Mithin kann in einer Sitzung sowohl ausschließlich um mathematische Fragen gehen, in einer anderen ausschließlich um außermathematische Anliegen des Schülers, die eine Rückwirkung auf sein Lernen haben können. Und natürlich kommen sämtliche Mischformen von Mathe und Nichtmathe ebenso vor.
Das SchülerCoaching ist im mathematischen Anteil kompakt, zusammenfassend und fachlich konzentriert. Es geht darum in schülernaher Sprache den Kern mathematischer Themen, Fragen, Aufgabenstellungen gemeinsam zu erarbeiten. Ich habe oft erlebt, dass Schule ausgesprochen langsam im Stoff vorangeht und dass gerade diese Langsamkeit paradoxerweise zu einem subjektiven Gefühl von Schwierigkeit bei Schülern führt, weil in zu großer zeitlicher Ausdehnung der mathematische „rote Faden“ verloren geht und die Erkenntnis, was zentral ist und was nur Beiwerk im Unklaren bleibt. Beim SchülerCoaching gehen wir oftmals schnell voran (was nicht mit „hektisch“ oder „oberflächlich“ zu verwechseln ist), um herauszustellen, was wichtig ist und wie man dieses Wichtige zusammenfassend begreifen kann. Zudem ist es ja häufig so, dass Schüler eher ungerne Mathematik machen und es einfache, aber oftmals vernachlässigte Tatsache ist, dass man Dinge, die man eher ungern tut auch besser nicht allzu zeitlich ausgedehnt machen sollte. Auch diese einfache Grundlage führt oftmals zur Entspannung und zur Bereitschaft sich wieder für Mathematik zu öffnen und steht im Gegensatz zur häufig in Schule gehörten Aufforderung: „Wenn du schlecht in Mathe bist, musst du mehr davon tun!“
Nicht desto trotz ist für das Lernen auch eine gewisse Muße und Zeit zum Begreifen und Üben wesentlich. Dies wird beim SchülerCoaching genauso beachtet und immer an die Lernvoraussetzungen des einzelnen Schülers angepasst.
Die Adressaten des SchülerCoachings
Das SchülerCoaching wird jedoch die Grenzen zur „Therapie“ wahren, insofern Therapie sich immer mit einen Blick auf den kranken und defizitären Menschen nimmt und sich um pathologische Anteile im Menschen bemüht.
Beim Coaching geht es um die Anliegen und Bedürfnisse des Schülers in seiner realen Lebenssituation zwischen Elternhaus, Schule und Freundeskreis. Zugleich haben die Eltern eigene Anliegen und Ziele an das SchülerCoaching: Es ist wesentlich, diese Anliegen von zwei (oder gar drei; Vater, Mutter und Schüler) unterschiedlichen Menschen wahrzunehmen und nicht vorschnell über einen Kamm zu scheren. Zumeist wird es teilweise ähnliche, aber auch verschiedene Interessen und Wünsche geben. Es gilt der Grundsatz: Alle Anliegen sind wahrzunehmen, im Vordergrund einer SchülerCoachingsitzung steht aber das, was der Schüler zu sagen hat!
Es ist möglich und üblich, dass das SchülerCoaching zu einem Eltern- oder Familiencoaching erweitert wird, wenn es verstärkt um elterliche Fragen und Anliegen im Zusammenhang mit dem Lernen des Schülers gehen soll.
Das SchülerCoaching ist also niemals ein Erfüllungsgehilfe nicht anwesender Akteure (das gilt auch für mögliche schulische Interessen, die durch Lehrer vermittelt werden).
Das prozessorientierte und situative Vorgehen des SchülerCoaching kann umso hilfreicher für den Schüler sein, umso mehr es eine Bereitschaft der für den Schüler wesentlichen Akteure gibt, auch ihr eigenes System zu betrachten und zu hinterfragen.
Somit kann ich die Frage: „Für wen ist das SchülerCoaching geeignet?“ in Anlehnung an Frank Farrelly, der mich an vielen Stellen in meiner Arbeit inspiriert hat, antworten: „Solange das Fleisch noch warm ist, kann man zum SchülerCoaching kommen, denn alles kann sich bewegen!“
Und in meinen eigenen Worten und nach meiner eigenen langjährigen Erfahrung: Ich habe noch niemals einen Schüler gesehen, der „zu dumm“ für Schul-Mathematik war, aber ich sehe fast täglich Schüler, die so viele blockierende Lernerfahrungen gemacht haben, dass sie voller Inbrunst und doch irrtümlich von sich selber behaupten: „Ich kann kein Mathe, bei mir fehlt das Mathe-Gen!“